Die Frauen

 

Frauen waren ein besonderes Kapitel. Mädchengeburten waren bei Gerlachs schon immer selten. Sie waren ein besonderes Ereignis, und später kam älteren Gerlachsfrauen eine besondere Hochachtung zu. Es ist überliefert, dass es – sollte es wirklich einmal zu echtem Streit kommen – gerade die alten erfahrenen Frauen waren, die konfliktlösend wirkten. Andererseits bewirkte die „Männergesellschaft“ auch eine besondere Haltung zu den Ehefrauen. Kam eine Fremde in die Familie, musste sie sich einbringen, total. Einer der ganz alten Gerlachs äußerte dazu auf eine Frage: "Mein Junge, wenn wir schon kaum Schwestern hatten, dann waren die Ehefrauen des einen eben wie Schwestern und Töchter der anderen". Natürlich klingt das nur richtig im Dialekt, aber wer würde den heute noch verstehen?

 

Scheidungen gab es bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts nicht, auch heute sind sie vernachlässigbar. „Bis dass der Tod Euch scheidet“ wurde immer wirklich ernst genommen. Unterdrückte Hausputtelchen hat es nie gegeben. Im Leben zwischen Landwirtchaft und Handwerk wäre dafür auch kaum Platz gewesen – die Ehefrauen haben immer ihre Rolle in der arbeitsteiligen Großfamilie eingenommen. Ruhender Pol, vom aufgeschlagenen Knie bis zur Beratungsinstanz bei wichtigen Entscheidungen – Frau = Mutter war nicht wegzudenken.